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Schlafapnoe und Herzerkrankungen

Wussten Sie, dass die wiederholten nächtlichen Atemaussetzer bei Schlafapnoe ein stark schädigender Faktor für das Herzkreislaufsystem sind? Die enorme Bedeutung der schlafbezogenen Atmungsstörungen für ganz unterschiedliche Herz-Kreislauferkrankungen ist durch wissenschaftliche Studien belegt und die Zahlen sind alarmierend: So leiden allein ca. 30% aller Bluthochdruck-Patienten an einer Schlafapnoe. Besonders betroffen sind Personen mit einem schwer einstellbaren Hochdruck (wenn mehrere blutdrucksenkende Medikamente notwendig werden): hier ist sogar in ca. 60 bis 80% der Fälle eine Schlafapnoe vorhanden. Ebenso ist bei einer großen Zahl von Patienten mit koronarer Herzerkrankung oder Herzrhythmusstörungen eine Schlafapnoe nachweisbar. Eine Risikofrüherkennung beim Hausarzt oder in der Apotheke und nachfolgende fachärztliche Abklärung hinsichtlich schlafbezogener Atmungsstörungen sollte somit essentieller Bestandteil der kardiologischen Diagnostik sein.

Zusammenhänge von Schlafapnoe und Herzerkrankungen

Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen haben erneut gezeigt, dass die für die Schlafapnoe charakteristischen nächtlichen Atemaussetzer (Apnoen) mit dem jeweils damit verbundenem Abfall der Sauerstoffsättigung im Blut ein stark schädigender Faktor für das Herzkreislaufsystem sind. Die Terminierung der Apnoe mit einer Weckreaktion verursacht einen erhöhten Sympathikotonus (Überwiegen der "Stress-Hormone", wie z. B. Adrenalin) mit Anstieg der Serumspiegel für Adrenalin und Noradrenalin mit Blutdruckerhöhung und Steigerung der Herzfrequenz. Der mit jeder Apnoe einhergehende wiederholte Sauerstoffabfall führt zu einer Schädigung im Wandbereich der kleinen Blutgefäße mit Entwicklung einer Atherosklerose.

Die Fakten sind:

Wichtige ernst zu nehmende Herzkreislauferkrankungen sind in einem hohen Prozentsatz mit einer Schlafapnoe assoziiert:

  • Bei Herzinsuffizienz (Leistungsminderung des Herzens) liegt in ca. 60% eine Schlafapnoe vor.
  • Bei ca. 30 bis 40% der Patienten mit Koronarer Herzerkrankung ist eine Schlafapnoe nachweisbar.
  • Herzrhythmusstörungen (ganz besonders Vorhofflimmern) gehen in ca. 30% der Fälle mit einer Schlafapnoe einher.
  • Bluthochdruck: bei ca. 30% der Betroffenen besteht eine Schlafapnoe. Eine besondere Bedeutung haben der schwer einstellbare Hochdruck (wenn mehrere blutdrucksenkende Medikamente notwendig werden) und die fehlende Nachtabsenkung bei der Langzeit-Blutdruckmessung; hier ist sogar in ca. 60 bis 80% der Fälle eine Schlafapnoe vorhanden.

Diese Zusammenhänge sind vor allem deswegen von Bedeutung, weil diese Erkrankungen ohne Beachtung der Schlafapnoe nicht befriedigend behandelt werden können. So ist bei entsprechender Diagnose und Therapie einer Schlafapnoe z.B. bei bestimmten Herzrhythmusstörungen eine Schrittmacher-Implantation nicht erforderlich.

Die Studien beweisen:

  1. "Schlafapnoe war wie fortgesetztes Zigarettenrauchen und Diabetes ein unabhängiger Risikofaktor für koronare Herzerkrankung. Nicht dagegen Hochdruck und hohes Cholesterin."
    The European respiratory journal : official journal of the European Society for Clinical Respiratory Physiology 1999 Jul.; 14(1):179-84
    An independent association between obstructive sleep apnoea and coronary artery disease.
    Peker Y, Kraiczi H, Hedner J, Löth S, Johansson A, Bende M.
  2. "Patienten mit unbehandeltem Schlafapnoesyndrom hatten eine höhere Rückfallrate nach primär erfolgreicher Elektrotherapie."
    Circulation. 2003 May 27; 107(20):2589-94. Epub 2003 May 1
    Obstructive sleep apnea and the recurrence of atrial fibrillation.
    Kanagala R, Murali NS, Friedman PA, Ammash NM, Gersh BJ, Ballman KV, Shamsuzzaman AS, Somers VK.
  3. "Ein schweres Schlafapnoesyndrom erhöht signifikant das Risiko eines tödlichen kardialen Ereignisses ... "
    Chest. 2003 Apr.; 123(4):1119-26
    Impact of sleep apnea on sympathetic nervous system activity in heart failure.
    Solin P, Kaye DM, Little PJ, Bergin P, Richardson M, Naughton MT.
    Department of Respiratory Medicine, Alfred Hospital, Monash University, Melbourne, Australia;
  4. "... und CPAP-Therapie reduziert dieses Risiko."
    Lancet. 2005 Mar 19-25; 365(9464):1046-53
    Long-term cardiovascular outcomes in men with obstructive sleep apnoea-hypopnoea with or without treatment with continuous positive airway pressure: an observational study.
    Marin JM, Carrizo SJ, Vicente E, Agusti AG.
  5. "Auch unter Berücksichtigung verschiedener anderer Faktoren wie Übergewicht, Hochdruck und Nikotinmissbrauch sind schlafbezogene Atmungsstörungen ein unabhängiger Risikofaktor für das Vorliegen kardiovasculärer Erkrankungen."
    Am J Med. 2000 Mar.; 108(5):396-402
    Sleep-related breathing disorders and cardiovascular disease.
    Roux F, D’Ambrosio C, Mohsenin V.

Die Wechselwirkungen:

In 2005 bestätigte eine britische Studie in Birmingham, dass plötzliche Herztodesfälle deutlich gehäuft zwischen 0:00 und 6:00 Uhr auftreten und im Zusammenhang stehen mit dem Vorliegen eines Schlafapnoe-Syndroms.

Von noch größerer Bedeutung ist sicherlich, dass die alleinige medikamentöse Therapie und auch interventionelle Maßnahmen wie Elektroschocktherapie beim Vorhofflimmern deutlich weniger effektiv oder sogar ineffektiv sind, wenn nicht ein gleichzeitig bestehendes Schlafapnoe-Syndrom spezifisch mit der sofort effektiven Beatmungstherapie (CPAP) mitbehandelt wird. Ebenso konnte auch kürzlich mit einer prospektiven Studie belegt werden, dass die Aufnahme einer effektiven spezifischen Schlafapnoe-Therapie das Risiko fataler Ereignisse einer bereits bestehenden kardiovasculären Erkrankung reduziert.

 

Aus der Fachinformation zum Thema

Schnarcher mit Herzinsuffizienz: Doppelt gestraft


Die obstruktive Schlafapnoe steigert die Herzfrequenz und erhöht den arteriellen Blutdruck sowie die Nachlast des Herzens. Schnarchen führt zu Übermüdung und kurzem Wegdösen am Tag, schlimmstenfalls am Steuer. Gefahr bringen auch die nächtlichen Atemaussetzer.

Ständiges nächtliches Atemaussetzen gemeinsam mit lautem unregelmäßigem Schnarchen sind die Symptome eines obstruktiven Schlaf-Apnoe-Syndroms (OSAS). Dabei kommt es durch Erschlaffen der Muskulatur im Rachenraum während des Schlafes zu einem Verschluss der oberen Atemwege und damit zu einer Unterbrechung der Atmung. Sie setzt erst wieder ein, wenn der Schlaf unterbrochen wird und somit die Erschlaffung der Muskulatur nachlässt. Während der Atemaussetzer ist die Belüftung der Lunge beeinträchtigt, der Sauerstoffgehalt im Blut sinkt rasant, und der Körper reagiert mit Weckreaktionen (Arousals). Diese haben eine Aktivierung des sympathischen Nervensystems zur Folge.

Folgen der Arousals

Das geschieht oft viele Male während der Nacht. Daraus resultieren Kopfschmerzen am anderen Morgen, Müdigkeit, sexuelle Funktionsstörungen, Bluthochdruck bis hin zu Herz-Kreislauf-Beschwerden. So wird bei Patienten mit Herzinsuffizienz vermehrt ein OSAS beobachtet: Etwa 40 Prozent dieser Patienten sind betroffen, wie eine Posterpräsentation auf dem Internisten-Kongress im April in Wiesbaden deutlich machte. Neuen Studien zufolge scheint sich das OSAS vor allem bei Patienten mit manifester Herzinsuffizienz besonders negativ auszuwirken (Dtsch Med Wochenschr 130, 2005, 468). Bei der OSAS werden unter anderem die Herzfrequenz, der arterielle Blutdruck und die Nachlast des Herzens erhöht sowie Entzündungsvorgänge induziert und Lymphozyten aktiviert. Diese Prozesse verstärken wiederum die kardiale Dysfunktion.

Vielfältige Therapie

Eine adäquate Therapie bei Patienten mit OSAS basiert auf Allgemeinmaßnahmen, apparativen und operativen Verfahren. Die Betroffenen sollten vor allem regelmäßige Schlafzeiten einhalten, möglichst wenige Sedativa einnehmen und keinen Alkohol trinken. Um bei adipösen Patienten die Fettvermehrung im Pharynx bereich zu reduzieren, die zu einer Obstruktion führen kann, ist eine Gewichtsnormalisierung anzustreben. Als Standardtherapie gilt die nächtliche kontinuierliche Überdrucktherapie (CPAP). Sie verhindert das Kollabieren der Atemwege, indem über eine Nasenmaske ein positiver Druck von fünf bis 15 mbar aufgebaut wird. So beseitigt diese Behandlung unter anderem die nächtliche Sauerstoffentsättigung und die Weckreaktionen. Die Therapie wird im Schlaflabor unter polysomnographischer Kontrolle angepasst. Bei weniger als zehn Prozent der Betroffenen ist die CPAP nicht wirksam. Hier werden andere Formen der nasalen Ventilation eingesetzt. Prothetische Verfahren mittels maßgefertigter Unterkieferprotrusionsschiene sind bei leichtgradigen Formen der OSAS Erfolg versprechend (Weißbuch Lunge 2005). Bisher wurde die Schlafapnoe eher als ein Problem von über 50-jährigen Männern angesehen. Eine aktuelle Studie belegt jedoch, dass Männer unter 30 Jahren mit Schlafapnoe eine im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung deutlich erhöhte Gesamtsterblichkeits-Rate haben (Eur Respir J 25, 2005, 514). Die Diagnostik bei Verdacht auf eine Schlafapnoe sollte daher möglichst früh erfolgen.

ÄrzteWoche Wien | 19. Jahrgang Nr. 24, 2005